Sound of Silence
People talking without speaking, People hearing without listening
Die Zeilen aus dem Liedtext von Simon & Garfunkel bringen auf den Punkt, dass die Fähigkeit zur Kommunikation nicht ohne Weiteres zu einer guten Kommunikation führt. Menschen reden, ohne etwas zu sagen und Menschen hören, ohne zuzuhören. Warum kommunizieren wir so? Ein wesentlicher Grund ist, dass wir Kommunikation nicht wirklich gelernt haben. Uns wurde das Sprechen beigebracht; doch wollten andere wirklich hören, was wir zu sagen hatten? Uns wurde das Hören beigebracht, doch haben uns andere wirklich etwas zu sagen gehabt? Und wie sprechen und hören wir heute? Achtsam, aufgeschlossen, wertfrei? Wohl eher nicht. Uns ist es vielmehr vertraut, Gespräche wie ein Tennisspiel zu führen. Wir kontern den Aufschlag, statt uns auf das Gespräch einzulassen, nachzufragen und zu fühlen, worum es eigentlich geht. Das ist das Muster, das vielfach von der Eltern-Kind-Kommunikation und der Lehrer-Schüler-Kommunikation hervorgebracht wurde. Insbesondere in Konflikten und schwierigen Situationen. Autoritätspersonen nutzen ihre Hierarchie und die damit verbundene Macht aus, um ihre Sicht oder ihre Meinung durchzusetzen. Selbst wenn sie eine positive Absicht haben, führt es zu dem Erleben, etwas aufgeben zu müssen. So wirkt die erworbene Angst, etwas Falsches zu sagen, die eigenen Interessen nicht durchsetzen zu können, dem anderen zu Nahe zu kommen oder zu viel von sich persönlich zu zeigen auch noch im Erwachsenenalter. Mit dieser Haltung, begründet aus Unwissen, Befürchtungen und Macht bleibt Kommunikation jedoch farblos und wenig ergiebig. Wie Kommunikation weniger aufgeregt und gleichzeitig farbiger wird, erfahren Sie in diesem Blog.
Es gibt drei Bedingungen (Grundhaltungen) für wahrhaftige Kommunikation, von Carl Rogers entwickelt. Er hat in seiner Arbeit als Therapeut empirisch bewiesen, dass sich die Kommunikation und infolge auch die Menschen verändern, sofern diese von Annahme, Zuwendung, Einfühlungsbereitschaft, Echtheit und Verständnis geprägt ist.
Kongruenz
Kongruenz bedeutet, dass die Gesprächspartner*innen mit ihren Gefühlen, Stärken und Schwächen im Gespräch erkennbar sind und sich nicht hinter einer Fassade verstecken.
Akzeptanz
Akzeptanz bedeutet, dass jeder den anderen akzeptiert und ihm positiv zugewandt ist. Dazu gehört auch das Interesse an dem, was der/die andere zu sagen hat und die Bereitschaft, sich um das Anliegen des jeweils anderen zu bemühen.Empathie
Empathie bedeutet, dass die Gesprächspartner*innen die Gefühle und die Situation des jeweils anderen nachempfinden und mitteilen können.
Rogers hat in seiner Arbeit nachgewiesen, dass er durch seine Haltung Einfluß auf die Haltung und damit auf das Verhalten des anderen hat. Und seine Zielgruppe waren unter anderem Straftäter, die alles andere als zugewandt und aufgeschlossen waren und teilweise schwere Verbrechen wie Mord und Gewalt verübt hatten. Rogers arbeitete mit der Haltung, wie sie in den Grundhaltungen beschrieben sind. Es lohnt sich, auf die Haltung zu schauen und nicht auf Schuldzuweisungen. Kommunikation ist kein rechtliches Anliegen, sondern ein persönliches. Machen Sie es sich zu Ihrem Anliegen.
Übung ‘Hinter der Bühne’
Schwierige Gespräche finden vielfach auf der Bühne statt. Gegenseitig werden Vorwürfe ausgetauscht und Rechtfertigungen gekontert. Unausgesprochen bleiben die Wahrnehmungen, Emotionen, Bedürfnisse und Wünsche. Die Übung dient dazu, von der Bühne hinter die Bühne zu kommen. Beide Gesprächspartner*innen legen fest, wer das Gespräch beginnen möchte. Damit werden die Rollen für die ersten fünf Minuten festgelegt. Eine/r erzählt, eine/r hört zu. Die erzählende Person versucht, ihr Thema dem anderen näher zu bringen. Die zuhörende Person gibt wieder, was sie verstanden hat und welche Gefühle deutlich wurden; sie fragt nach, um das Thema und die Person möglichst gut zu verstehen. Der Blick hinter die Bühne endet mit einem gegenseitigen Dank. Für die Person, die den Blick hinter die Bühne ermöglicht hat und für die Person, die geschaut hat. Nach fünf Minuten wechseln die Rollen. Jetzt erzählt die andere Person und bekommt die gleiche Aufmerksamkeit für ihre/seine Erzählung, wie die erste Person. Am Ende der Übung haben beide Personen der jeweils anderen Person einen Einblick in ihr Erleben und ihre Deutung der Situation gegeben.