Spiel mit der Sprache

Dass die Grenzen der eigenen Sprache die Grenzen der eigenen Welt bedeuten wusste Wittgenstein schon vor 100 Jahren, bevor sich Trainer und Coachs der Kommunikation angenommen haben. Sprache ist sehr viel mehr als die Fähigkeit, wohlgeformte Sätze zu bilden. Sprache ist Ausdruck der eigenen Identität und Lebensform. In dem Blog geht es um das Spiel mit der Sprache. Worte sind nicht zufällig gewählt, sie spiegeln unsere inneren Programme wieder, wie wir die Welt deuten. Sprachspiele im Coaching führen direkt in ein anderes Erleben, in andere Perspektiven und geben Impulse zur Veränderung eigener, das Handeln einschränkender Anschauungen, Einstellungen, Glaubenssätze, Normen und Werte. Der Blog ist ein Denkblog; eine praktische Schlussfolgerung daraus kommt im nächsten Blog “Wer nicht fragt …”.

Foto: Yonatan Anguerah, Unsplash

Ich höre was, was Du nicht sagst

Das beliebteste Sprachspiel lernen Menschen schon in der Kindheit. In Rollenspielen tun wir so, “als ob” die Welt so ist, wie wir es gerade möchten. Im Erwachsenenalter spielen wir das Spiel unbewusst. Wenn wir mit einem anderen Menschen sprechen, tun wir so, „als ob“ wir anhand der formulierten Worte verstehen können, was der andere tatsächlich meint. Diese Annahme kann zufällig stimmen, doch selbst einfache Alltagssituationen und das Wissen über Kommunikation wiederlegen dies. Dennoch ist die „Als-ob“-Perspektive ein grundlegendes und auch erforderliches Sprachspiel, mit dem wir unsere persönliche Welt, die nach Wittgenstein dieselbe ist wie die “objektive” Welt, mit anderen teilen. Als allgemeine Regel des Sprachspiels stellte er das Gesetz der Projektion auf. Dieses besagt, dass die symbolische Sprache die von dem Sprechenden in eine lebendige Sprache übersetzt wird. Und da das in Worte gekleidete Denken und die Sprache nach Wittgenstein zusammengehören, ist die eigene Sprache und die eigene Welt eine Einheit: Sprachform und Lebensform sind für ihn untrennbar. Deutlich wird die Projektion in der Musik. Musiker*innen übersetzen die Notensprache in die Sprache der Musik, d.h. die Symphonie wird in die Notensprache projiziert. Und da es nicht nur eine Interpretation gibt, kann es auch keine objektive Tatsache oder Wahrheit geben. Vielmehr weisen wir die Be-Deutung zu.

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Wer nicht fragt

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Die Sprache des Herzens